"In der Bundesrepublik Deutschland kommen auf 100.000 Einwohner pro Jahr etwa drei an Hodgkin erkrankte Menschen."[1]
Im Jahr 2005 war ich einer von diesen!!!
Im Nachhinein weiß ich, dass der Krebs schon länger in meinem Körper wütete...Mein Körper schrie um Hilfe...Ich hatte blaue Flecken an den Unterschenkeln, ohne das ich mich gestoßen hatte[2] und Alkoholschmerz...D.h. mein Körper reagierte auf kleinste Mengen Alkohol mit krampfartigen Schmerzen in Gelenken und Muskeln...Diese Anzeichen wurden zu diesem Zeitpunkt nicht als Hinweise für Krebs gedeutet...
Ende 2004 gesellte sich ein sehr starker Husten dazu, der trotz medikamentöser Behandlungen nicht abklingen wollte...Meine Hausärztin ordnet daraufhin im Januar 2005 Röntgenaufnahmen meines Brustkorbes an...
"Es ist ein Schatten zu sehen..."
Noch am gleichen Tag der Röntgenaufnahme wurde mein Röntgenbild ausgewertet und ich bekam einen Anruf: "Es ist ein Schatten zu sehen...Machen sie sich keine Sorgen, dass muss nichts bedeuten...Es muss, nur um sicher zu gehen, eine Computertomographie durchgeführt werden...Der Termin steht auch schon fest... in einer Woche...im Diakonie-Krankenhaus..." Die Tage bis zum CT-Termin waren begleitet von Gefühlen der Hoffnung, aber auch Hoffnungslosigkeit... Aber, ich war nicht alleine, meine Familie und mein Freund waren für mich da und versuchten mich (oder sich selbst???) mit allen Mitteln abzulenken...
"Wir würden sie gern stationär einweisen und weitere Untersuchungen durchführen..."
Dann war er da, der Termin...Die Untersuchung selbst, war schmerzlos und relativ schnell vorbei...Die zuständige Ärztin kam danach zu mir und bat mich, in der Nähe zu bleiben, da sie die Aufnahmen sofort auswerten wolle... Das Warten war schrecklich, aber ich war nicht alleine, meine Schwester und mein Vater waren da... Nach Stunden des Wartens, des Bangens und Hoffens kam die Ärztin und meinte: „Wir würden sie gern stationär einweisen und weitere Untersuchungen durchführen..."
"Es ist Krebs..."
In den folgenden ein einhalb Monaten musste ich zahlreiche Untersuchungen über mich ergehen lassen... Aber ich war nicht alleine, meine Familie, meine Freunde, mein Freund waren da und ihre Besuche immer ein Highlight am Tag... Nach Blut- und Ultraschalluntersuchungen, Lungenspiegelungen, Lymphknotenbiopsien sowie Knochenmarkpunktion sollte ich Anfang März 2005 endlich die Diagnose bekommen... "Es ist Krebs...Das Gute ist, es ist Morbus Hodgkin im Stadium I[3] und sie zeigen keine B-Symptome[4]...Nach Chemo- und Strahlentherapie haben sie eine Heilungschance von 90 Prozent..." Beim Arztgespräch war meine Mutti mit dabei, sie war so tapfer und für mich in diesen Minuten mein "Fels in der Brandung"...DANKE!!! Dann ging alles sehr schnell, es wurde ein Termin mit einer niedergelassenen Ärztin für Hämatologie und Internistische Onkologie vereinbart und ich an sie verwiesen...
"Wir werden noch im März mit der Chemotherapie beginnen..."
Beim ersten Treffen mit meiner „neuen" Ärztin war auch wieder meine Mutti mit dabei... Im Gespräch wurde ich nochmals über meine Erkrankung aufgeklärt...und besprochen, welche Behandlungen für meinen Fall vorgesehen sind... "Wir werden noch im März mit der ambulanten Chemotherapie[5] beginnen... Nebenwirkungen sind im Allgemeinen: Schwäche, Übelkeit und Erbrechen... Außerdem kann es zum vollständigen Haarverlust kommen... Nach der Chemotherapie werden Bestrahlungen folgen, die unter anderem zu Hautschäden, Mundtrockenheit, Schleimhautentzündungen und Müdigkeit führen können..." Ich habe Angst!!! Angst vor der Übelkeit und vorm Erbrechen, vor Schleimhautentzündungen und Schmerzen und vor allem vorm Haarausfall!!!
"Wenn es brennt, sofort klingeln..."
15.03.05...es ist soweit, ich nehme den Kampf gegen den Krebs auf...Ich sitze in einem bequemen dunkelgrünen Sessel in der Ambulanz...die Schwester kommt mit einem kleinen Tablett, auf dem unter anderem eine Flexüle und zwei Spritzen liegen...Durch meinen rechten Arm soll das Gift in meinen Körper laufen... Nachdem die Inhalte der Spritzen durch die Flexüle in meinen Körper gelangt sind, wurde ein kleines Beutelchen mit einer roten Flüssigkeit an den Tropfhalter neben mir gehängt...und über einen durchsichtigen Schlauch an die Flexüle angeschlossen... "Wenn es brennt, sofort klingeln...Die Substanz ist so giftig, dass sie das umliegende Gewebe sofort zerstören würde..." Ich sitze da und beobachte die roten Tropfen, die aus dem Beutel in den Schlauch gelangen und dann in meinem Arm verschwinden...Ich warte auf das brennen...aber es passiert nichts... Ein neuer Beutel mit einer klaren Flüssigkeit wird angeschlossen, die weniger gefährlich ist...Ich werde langsam ruhiger... Der letzte Beutel kommt...er ist schwarz, weil die Flüssigkeit darin lichtempfindlich ist...Die Muskeln im rechten Arm ziehen sich zusammen, es tut weh...die Flüssigkeit muss langsamer in meinen Körper laufen...Tropfen für Tropfen... Nach fast zwei Stunden ist alles vorbei...das Gift ist in meinem Körper und hilft mir den Krebs zu besiegen!!! Ich muss nur noch sieben Mal diese Prozedur überstehen!!!
"DANKE!!!"
21.06.05...es ist endlich soweit...die letzte Chemo!!! Die härtesten vier Monate in meinem Leben liegen hinter mir...aber ich habe alles überstanden...und habe vor allem meine Haare noch!!! Dennoch standen Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Schluckbeschwerden, Sodbrennen und Magenschmerzen auf der Tagesordnung... Aber ich war nicht alleine...meine Familie und meine Freunde unterstützten mich wo sie nur konnten...Auch mein Freund stand zu mir, und trocknete mir in manch` dunklen Momenten die Tränen und machte mir Mut. DANKE!!! Vier Wochen nach der letzten Chemo- begann die Strahlentherapie, die mir weniger Probleme bereiten sollte...
"Kein Rezidiv..."
Heute ist der 20.06.07...und ich hatte bisher kein Rezidiv[6]... Körperlich fühle ich mich wieder sehr gut...Mein Freund und ich wohnen mittlerweile zusammen...wir planen Kinder...und eine Hochzeit...
"Heute im Jahr 2017..."
Bin ich verheiratet und haben zwei süße Mädchen...eine richtige Familie...
DAS LEBEN GEHT ALSO WEITER!!!