Erste Leukämie-Patienten werden 2017 mit einer neuen Gentherapie behandelt. Die Forscher haben noch weitere Ziele.
Dresden. Eine tödliche Krankheit könnte heilbar werden und dies mit den körpereigenen Immunzellen. Wissenschaftler der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) haben mithilfe von Gen-Tricks Killerzellen geschaffen, die radikal auf Tumorzellen losgehen. Sie können selbst versteckte Tumorzellen finden und 1 000-fach effektiver vernichten als herkömmliche Immunzellen.
Das berichten Medizinprofessor Gerhard Ehninger (TUD) und Immunologieprofessor Michael Bachmann (HZDR) im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung. Die Forscher werden die ersten zwölf Patienten im kommenden Jahr im Universitätsklinikum Dresden mit diesen neuen Medikamenten behandeln, für die andere Therapien keine Chance bieten würden. Ab 2018 sollen weitere 100 bis 1 000 Patienten in Europa und den USA folgen. Dabei geht es zunächst um eine bestimmte, sehr aggressive Leukämie. Bis 2020, so das Ziel der beiden Wissenschaftler, könnte es dann die allgemeine Zulassung dieser neuen Behandlung geben und das auch für weitere Tumorarten. Zwei Firmen, Cellex und Gemoab, wurden dafür bereits in Dresden gegründet. 21 Wissenschaftler und Laboranten arbeiten dort.
Für eine solche Krebstherapie werden aus dem Blut des Patienten Immunzellen herausgefiltert. Diese Zellen müssen dann genetisch verändert werden, sodass daraus Krebs-Killerzellen entstehen. 100 Millionen solcher Killer-Zellen werden zurückgegeben ins Blut. Doch sie sind noch im Ruhemodus. Wird dann ein Präparat mit Antikörpern gespritzt, wachen diese Schläfer-Zellen auf und greifen den Tumor an. Mit der Infusion erhalten sie die Adresse der Krebszellen und gleich noch das vernichtende Paket dazu, berichtet Bachmann.
Ist der Tumor zerstört, werden die Killerzellen abgeschaltet. Erst eine erneute Spritze würde sie dann aktivieren, auch nach Jahren noch, wenn sich später Metastasen oder andere Krebsformen bilden sollten. Erst dieser An-Aus-Schalter macht die neue Therapie für den Menschen tauglich, sagt Ehninger. Genau darin bestehe der weltweite Vorsprung der Dresdner Forschung. Von großen Pharmaunternehmen habe es Angebote gegeben, die Forschung für einen zweistelligen Millionenbetrag aufzukaufen. "Wir haben abgelehnt", sagt Ehninger. "Wir wollen nicht, dass das im Panzerschrank verschwindet." Und so zahlen die beiden Firmen Patentkosten und Entwicklungen weiterhin mithilfe von Investoren. In der vergangenen Woche hat das Bundesforschungsministerium eine Förderung von 2,6 Millionen Euro dazugegeben.
Damit besteht Hoffnung auf neue, ganz individuelle Krebsmedikamente.
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