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Fortschritte im Nationalen Krebsplan – Parlamentarisches Frühstück und Workshop in Berlin am 13.11.2024

Liebe Freunde, liebe Besucher,

gestern fand in Berlin eine bedeutende Veranstaltung zur Zukunft der Krebsversorgung in Deutschland statt. Sie setzte sich aus einem parlamentarischen Frühstück und einem anschließenden Workshop zusammen, in dessen Rahmen Experten, Politiker und Betroffene über die Aktualisierung des Nationalen Krebsplans (NKP) diskutierten. Dabei standen die Optimierung der Versorgung, die Rolle der Prävention und die Verbesserung der Lebensqualität von Langzeitüberlebenden im Vordergrund.

 Vertreter aus Halle, Sven Weise (SAKG), Simone, Prof. Kleeff (UKH), Dr. Behlendorf (Niedergelassene Arztpraxis)

Einladende der Veranstaltung war All.Can Deutschland, eine engagierte Lenkungsgruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensqualität von Krebspatienten nachhaltig zu verbessern. All.Can Deutschland arbeitet dabei als nationale Sektion von All.Can International, einer globalen Initiative, die sich für effizientere, patientenorientierte Lösungen in der Krebsversorgung einsetzt. Die Gruppe bringt Fachleute, politische Entscheidungsträger und Patientenvertreter zusammen, um gezielt auf Verbesserungen hinzuarbeiten und unnötige Belastungen für Betroffene abzubauen.

Der Nationale Krebsplan, ursprünglich vor über einem Jahrzehnt eingeführt, verfolgt das Ziel, die Prävention und Versorgung von Krebserkrankungen in Deutschland kontinuierlich zu verbessern. Doch trotz der bisherigen Erfolge haben sich gesellschaftliche und medizinische Rahmenbedingungen in den letzten Jahren stark verändert. Neue Herausforderungen wie eine alternde Bevölkerung, steigende Zahlen an Langzeitüberlebenden und der rasante technologische Fortschritt erfordern eine Anpassung des Plans an die heutigen Gegebenheiten.

Im Vergleich zum Europäischen Plan zur Bekämpfung von Krebs, der 2021 ins Leben gerufen wurde, bietet sich für Deutschland die Chance, spezifische nationale Schwerpunkte zu setzen. Während der EU-Plan vor allem die Harmonisierung und den Austausch zwischen den Mitgliedstaaten betont, kann der Nationale Krebsplan stärker auf die Besonderheiten des deutschen Gesundheitssystems eingehen. Ziel ist es, Synergien zu nutzen und innovative Ansätze in Deutschland zügig und wirksam umzusetzen. Themenfelder, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben – darunter die Verbesserung der Lebensqualität von Langzeitüberlebenden und eine stärkere Vernetzung von Datenbanken zur Krebsforschung – könnten nun präziser und bedarfsorientiert gestaltet werden.

In den vergangenen Jahren haben sich einige Themen im Bereich der Krebsvorsorge und -versorgung als besonders drängend erwiesen:

1. Prävention und Früherkennung: Ein zentraler Aspekt des NKP ist die Verbesserung der Präventionsmaßnahmen. Es wird zunehmend wichtig, die Früherkennung durch gezielte Kampagnen und einen leichteren Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen für alle Bevölkerungsgruppen weiter auszubauen.

2. Langzeitüberlebende und Nachsorge: Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Versorgung der stetig wachsenden Gruppe der Langzeitüberlebenden. Ihre speziellen Bedürfnisse an Nachsorge und Rehabilitation gewinnen zunehmend an Bedeutung, wobei psychische Gesundheit, soziale Integration und die langfristige medizinische Betreuung als zentrale Themen hervorgehoben werden.

3. Digitale Vernetzung und Datennutzung: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen birgt große Chancen, erfordert jedoch klare Regelungen zur Nutzung und zum Schutz von Patientendaten. Durch eine nationale, vernetzte Datenbank könnten Versorgungslücken schneller identifiziert und neue Therapieansätze gezielter entwickelt werden.

Der Workshop bot eine Plattform, um die Patientenperspektive stärker einzubeziehen. Zwei Impulsvorträge aus Patientensicht beleuchteten dabei die Herausforderungen, die Betroffene im Alltag erleben.

Der erste Vortrag legte den Fokus auf Prostata-Krebserkrankte die oft zufällige Komponente der Vorsorge: Vielen Krebspatienten wird erst spät eine Diagnose gestellt, weil präventive Untersuchungen nicht systematisch und niedrigschwellig genug zur Verfügung stehen. Hier wurde ein klares Plädoyer für den Ausbau gezielter Vorsorgeangebote gehalten, um die Früherkennung zu stärken und die Behandlungserfolge langfristig zu verbessern.

Anschließend konnte ich selbst zum Thema Langzeitüberleben referieren und anhand zweier Fallbeispiele die unterschiedlichen Herausforderungen verdeutlichen, mit denen Langzeitüberlebende konfrontiert sind. Im negativen Beispiel ging es um die erschreckend unzureichende Behandlung einer Patientin, bei der rein äußerlich bereits deutliche Veränderungen an der Brustdrüse sichtbar waren. Dennoch veranlasste der behandelnde Facharzt in der niedergelassenen Praxis keine Überweisung an ein onkologisches Spitzenzentrum, was den Beginn einer dringend benötigten Diagnostik und Therapie verzögerte. Erst das schnelle und engagierte Eingreifen einer befreundeten Selbsthilfegruppe, die der Patientin kurzfristig einen Termin in einem spezialisierten Zentrum vermittelte, führte schließlich zur Diagnostik. Leider kam diese Hilfe zu spät: Der triple-negative Brustkrebs der Patientin war bereits so weit fortgeschritten, dass sie nur wenige Wochen nach der Diagnose verstarb.

Das positive Beispiel zeigte dagegen, wie eine kooperative Unterstützung durch Ärzte und Patienten / Angehörige das Leben eines Patienten wesentlich erleichtern kann. Diese Patientin hatte bereits 2005 eine Brustkrebserkrankung überstanden, doch fast genau zehn Jahre später wurde bei ihr eine diffuse Metastase im Magen festgestellt, die eine vollständige Entfernung des Magens erforderte. Trotz zahlreicher Komplikationen verlief die Behandlung in einem bemerkenswert positiven Umfeld: Die Tochter der Patientin wurde über jeden einzelnen Schritt und alle auftretenden Schwierigkeiten umfassend informiert. Die Kommunikation mit den beiden behandelnden Fachärzten aus dem UKH war offen und transparent, sodass ein vertrauensvolles Verhältnis entstand und die Tochter sich stets gut eingebunden und unterstützt fühlte – ein Beispiel für die erstklassige Zusammenarbeit und Patientenzuwendung, die im Gesundheitswesen Standard sein sollte.

Abschließend stellte ich einen Appell an die anwesenden Politiker bzw. Mitarbeiter des BMG: Die Politik muss zügig handeln, um die oft als belastend empfundene Bürokratie für onkologische Patienten zu entschärfen. Ein vereinfachtes und transparentes Verfahren bei Anträgen für Rehabilitationsmaßnahmen, Arbeitsunfähigkeit und soziale Unterstützung könnte einen wichtigen Schritt darstellen, um Betroffenen den Weg in ein normales Leben zu erleichtern.

Fazit:

Die heutige Veranstaltung verdeutlichte, wie dringend der Nationale Krebsplan aktualisiert und weiterentwickelt werden muss, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Krebsversorgung gerecht zu werden. Dabei ist nicht nur die medizinische Versorgung entscheidend, sondern auch eine patientenorientierte, bürokratiearme Unterstützung im Alltag. Ein starkes Bekenntnis der Politik zu einer umfassenden, modernen Krebsstrategie ist unerlässlich, um den Betroffenen die bestmögliche Versorgung und ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.

Die Veranstaltung in Berlin war ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem fortschrittlichen und patientenorientierten Nationalen Krebsplan.

Ich habe mich unglaublich gefreut, dass Halle bei der Veranstaltung so stark vertreten war. Gleich zwei exzellente Ärzte- Prof. Kleeff und Dr. Behlendorf, der Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG), Sven Weise, und ich als Patientenvertreter waren anwesend. Diese starke Präsenz zeigt, wie wichtig das Thema in der Region genommen wird und wie groß das Engagement der halleschen Akteure ist, die Versorgung und Unterstützung für Krebspatienten aktiv mitzugestalten.

Einige Bilder zur Veranstaltung gibt es hier

Eure Simone

© 2016 Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphompatienten Halle (Saale) / Sachsen-Anhalt

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