Liebe Freunde, liebe Besucher,
Gestern wurde ich von mehreren Ärzten und Apothekern unabhängig voneinander mit neuen, leider wenig erfreulichen Nachrichten zur elektronischen Patientenakte (ePA) konfrontiert. Ihre Bedenken und kritischen Anmerkungen unterstreichen einmal mehr, wie zentral das Thema Datensicherheit im Kontext der ePA ist. Daher möchte ich Euch nachdrücklich empfehlen, zwei kürzlich veröffentlichte Artikel zum Thema „Datensicherheit“ zu lesen. Diese bieten aktuelle und wertvolle Einblicke in die gegenwärtigen Herausforderungen.
Immer wieder werde ich nach meiner persönlichen Meinung zur ePA gefragt. Zunächst möchte ich betonen, dass ich der ePA nicht widerspreche. Vielmehr sehe ich es als meine Aufgabe an, informiert zu bleiben und Entwicklungen kritisch zu beobachten. Nur so kann ich fundiert beurteilen, was funktioniert, wo Defizite bestehen und was verbessert werden muss.
Bereits vor mehr als zehn Jahren haben wir in Halle ein eigenes Projekt namens „meine.WEGA“ ins Leben gerufen. Dieses System wurde mit einem klaren Fokus auf Datenschutz und Datensicherheit entwickelt. Ziel war es, eine Lösung zu schaffen, die den strengen Anforderungen des Schutzes sensibler Gesundheitsdaten gerecht wird. Unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesem Projekt haben wir damals sogar im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgestellt. Doch leider bleibt der Eindruck bestehen, dass die Perspektive derjenigen, die täglich mit den Herausforderungen der medizinischen Versorgung und der Datenverwaltung konfrontiert sind, nicht ausreichend beachtet wird.
Die ePA ist ein bedeutender Schritt in Richtung Digitalisierung des Gesundheitswesens. Doch mit ihr kommen auch immense Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit sensibler Patientendaten. Jeder Fortschritt in der digitalen Patientenversorgung muss mit höchstmöglicher Sorgfalt bei der Sicherung dieser Daten einhergehen. Datenlecks, Missbrauch oder mangelnde Transparenz in der Handhabung können nicht nur das Vertrauen der Nutzer zerstören, sondern auch schwerwiegende Konsequenzen für Betroffene nach sich ziehen.
Ich möchte alle Leser und Mitstreiter ermutigen, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen. Die beiden von mir empfohlenen Artikel, die erst kürzlich veröffentlicht wurden, bieten wertvolle Perspektiven und Analysen. Nehmt Euch bitte die Zeit, sie gründlich zu lesen. Diese Lektüre ist im Wesentlichen, um die aktuellen Entwicklungen zu verstehen und eine eigene, fundierte Meinung zur ePA zu bilden.
Fazit
Die ePA hat das Potenzial, das Gesundheitswesen zu revolutionieren, doch ohne eine konsequente Beachtung von Datenschutz und Datensicherheit wird sie scheitern. Projekte wie „meine.WEGA“ zeigen, dass es möglich ist, Lösungen zu entwickeln, die praktikabel und auch sicher sind. Es liegt nun an uns allen – Ärzten, Apothekern, Patienten und Verantwortlichen in der Politik – die richtigen Weichen zu stellen.
Ich werde weiterhin kritisch beobachten, wie sich die ePA entwickelt, und Euch auf dem Laufenden halten. Es ist entscheidend, dass wir alle gemeinsam für ein System eintreten, das den Menschen und nicht nur den technologischen Fortschritt in den Mittelpunkt stellt.
Noch ein paar Zitate aus den beiden Artikeln:
- „Wir haben uns auf verschiedensten Wegen die Identitäten der Patientinnen und Patienten besorgt (...), wir haben uns auf verschiedensten Wegen die Praxisidentitäten besorgt (...) und damit hatten wir wirklich alles beisammen, um auf (...) alle 70 Millionen Akten zuzugreifen.“
- "Die ePA wird am 15. Januar zunächst als Pilotprojekt in Franken, Hamburg und Teilen Nordrhein-Westfalens eingeführt – erst später soll sie für alle Bundesbürger nutzbar sein."
- "Die neue Version 3.0 der elektronischen Patientenakte verzichtet nämlich auf eine PIN-Eingabe. Allein mit dem Besitz der Karte lässt sich also im schlimmsten Fall auf hochsensible Gesundheitsdaten zugreifen."
- "Der Verband fordert ein „Ende der EPA-Experimente am lebenden Bürger“. Die Patientenakte könne ihre Sicherheitsversprechen nicht halten."
- "Die beteiligten Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten sind doch keine Versuchskaninchen, die man zur Erprobung eines völlig unsicheren Systems benutzen kann.“ Der Verband fordere daher den sofortigen Stopp des geplanten Roll-outs am 15. Januar."
- "Sicherheitsmängel begleiten die elektronische Patientenakte (ePA) seit ihrer Einführung im Jahr 2020.“
- "Sicherheitsforscher zeigen unter anderem, wie sie sich mit geringem Aufwand und zum wiederholten Male gültige Heilberufs- und Praxisausweise sowie Gesundheitskarten Dritter beschaffen und damit auf Gesundheitsdaten zugreifen konnten."
Noch die passenden Links:
- https://shg-halle.de/patientenakte
- https://www.rnd.de/wirtschaft/elektronische-patientenakte-offenbart-schwere-sicherheitsluecken-doch-besser-widersprechen-KCCWIEJDOBGFVPCCHMWI5SNPB4.html
- https://www.ccc.de/en/updates/2024/ende-der-epa-experimente
Eure Simone