Die Therapie mit CAR-T-Zellen ist eine von mehreren neuen Optionen für Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom (r/rMM). Daten der Phase-3-Studie CARTITUDE-4 zu Effektivität und Sicherheit von Ciltacabtagen-Autoleucel (Cilta-Cel) nach 1–3 Vortherapien hatten ergeben, dass die Einmalinfusion von Cilta-Cel das Risiko für Progression oder Tod gegenüber dem Standard of Care (SOC) klinisch relevant senkte, nämlich um 74 % (Hazard Ratio [HR] für Progress oder Tod: 0,26; p < 0,001). Der SOC bestand aus Daratumumab oder Bortezomib plus Pomalidomid plus Dexamethason. Auch das Gesamtüberleben war mit Cilta-Cel signifikant gegenüber SOC verlängert (HR für Tod: 0,55; p < 0,001). Nun wurde das „Patient-Reported Outcome“ (PRO) aus CARTITUDE-4 publiziert.
Randomisiert worden waren 419 Probanden mit Lenalidomid-refraktärem Myelom, sie hatten ein Durchschnittsalter von 61 Jahren. Ein Drittel der Probanden war 1 Mal vorbehandelt, 40 % 2 Mal und 27 % 3 Mal. Für die Bewertung der PRO wurden 4 validierte Fragebögen verwendet: MySimQ, EORTC QLQ-C30, EQ-5D-5L und PRO-CTCAE. Über diese wurden myelomspezifische Symptome, allgemeine Gesundheit, der Funktionsstatus und Häufigkeit und Schwere der Symptome evaluiert.
Die zentralen Ergebnisse: Die mediane Zeit bis zur Verschlechterung der Symptome war in der Cilta-Cel-Gruppe signifikant länger als in der SOC-Gruppe, nämlich 23,7 versus 18,9 Monate (HR: 0,42 [95-%-Konfidenzintervall] [0,26; 0,68]; p = 0,0003). In den ersten 6 Monaten nach CAR-T-Zellinfusion nahm der allgemeine Gesundheitsstatus zwar ab. Nach 12 Monaten aber berichteten 40 % unter Cilta-Cel über klinisch relevante Verbesserungen (EORTC QLQ-C30) gegenüber 24 % in der Vergleichsgruppe SOC. Ebenfalls nach 12 Monaten hatten sich die myelomspezifische Symptomatik und allgemeine Beschwerden bei 35 % im Cilta-Cel-Arm deutlich reduziert, aber nur bei 14 % im Vergleichsarm mit SOC. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
Fazit: „In der CARTITUDE-4-Studie wurde gezeigt, dass eine BCMA-CAR-T-Zell-Therapie mit Cilta-Cel langfristig die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom verbessert – vor allem durch die höhere Wirksamkeit“, erläutert Prof. Dr. med. Carsten Müller-Tidow, Ärztlicher Direktor an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Allerdings dauerte es nach der CAR-T-Zell-Therapie einige Zeit, bis die Lebensqualität messbar besser wurde. Das Risiko schwerer Nebenwirkungen mit Einschränkung der Lebensqualität besteht für längere Zeit nach einer CAR-T-Zell-Therapie. Insofern ist es eine wichtige Aufgabe bei der Behandlung mit CAR-T-Zellen, nicht nur weiter die Effektivität zu verbessern, sondern auch die Verträglichkeit und Lebensqualität in den Fokus zu stellen. Hierfür sind nach der Zulassung krankheits- und therapieübergreifende Register notwendig, um die Versorgungsqualität zu evaluieren.“
Quelle:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/car-t-zellen