Liebe Freunde, liebe Besucher,
der gestrige Nachmittag in Hamburg war alles andere als eintönig – ein Treffen voller Diskussionen, Kontroversen und spannender Einblicke. Die BMC-Regionalinitiative Nord hatte zum Thema „Ein Quartal ePA – von der Akte zur Plattform“ eingeladen, und ich durfte dabei sein. Meine Gefühlslage nach dieser Veranstaltung? Gemischt. Warum? Weil es kaum eine einheitliche Meinung gab. Während die einen von einer gelungenen Umsetzung sprachen, äußerten andere heftige Kritik.
Zusammen mit Rolf Kästner (Mitgründer vom BMC) - uns verbindet u.a. eine harmonische Zusammenarbeit bei AllCan
Die elektronische Patientenakte (ePA) hat das Potenzial, den Versorgungsalltag in Deutschland erheblich zu verbessern. Doch zwischen Theorie und Praxis klafft oft eine Lücke. Insgesamt 230 Praxen aus drei Testregionen waren beteiligt, und die Rückmeldungen fielen höchst unterschiedlich aus. Während einige von einer reibungslosen Implementierung berichteten, sahen andere gravierende Probleme, insbesondere bei der Akzeptanz.
Ein besonderes Thema war der Widerstand einiger Ärzte, die sich gegen die Nutzung der ePA stellten. In der Modellphase gab es Versuche, vermeintliche unrechtmäßige Zugriffe zu verhindern, was ebenfalls für Diskussionen sorgte.
Neben den praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung der ePA gibt es in Deutschland strukturelle Probleme im Gesundheitswesen. Ein harter Fakt: Es fehlen rund 4.000 Hausärzte. Während die IT-Infrastruktur in vielen Bereichen gut aufgestellt ist, mangelt es an qualifiziertem IT-Personal, das für eine nachhaltige Digitalisierung des Gesundheitssektors dringend benötigt wird.
Bei der Veranstaltung ging es u.a. auch um Wünsche an die Politik. Im Vordergrund stand dabei der Appell, vernünftige und realitätsnahe Entscheidungen zu treffen. Ein zentraler Wunsch war zudem, dass alle medizinischen Daten künftig strukturiert und standardisiert in die ePA integriert werden, um den größtmöglichen Nutzen für Patienten und Leistungserbringer zu erzielen.
Ich bin mit gemischten Gefühlen nachhause gefahren. Auf der einen Seite ist es gut, dass die ePA endlich gestartet ist, aber es hapert nach wie vor an der umfassenden Umsetzung. Es wurde berichtet, dass es immer noch üblich ist, dass in den Arztpraxen Faxgeräte genutzt werden. Auch finde ich es nicht gerade viel, dass in den drei Testregionen im ersten Quartal lediglich 200.000 ePA gefüttert wurden. Frau Dr. Husemann, Erste Vorsitzende des Hausärzteverbandes Hamburg, hat Klartext gesprochen und berichtete aus ihrer eigenen Arztpraxis im Umgang mit den Patienten und ihrer ePA. Sie muss viel Überzeugungsarbeit am Patienten leisten.
Selbstverständlich habe ich die Gelegenheit genutzt und dem Geschäftsführer der Gematik mehrere Fragen gestellt. Von einer Frage möchte ich Euch berichten: "Sind Sie mit dem aktuellen Stand der ePA zufrieden?" Ich bat nur um ein einfaches Ja oder Nein... Leider gab es keine klare Aussage. Schade.
Mein Netzwerk hat sich durch das Treffen auch erweitert. Ich habe viele spannende Menschen kennenlernen dürfen – darunter Mitarbeiter von Krankenkassen, zwei Vertreter großer Online-Apotheken sowie IT-Spezialisten mit wertvollen Perspektiven auf die digitale Gesundheitsversorgung.
Wie gewohnt, habe ich noch paar Zitate aufgegriffen:
- „Gemeinsame Daten machen den Unterschied in der Versorgung“
- „Patienten sind zur ePA wenig oder gar nicht informiert“
- „Es gibt erheblichen Widerstand der Ärzte“
- „Jeder sollte die gleichen Chancen haben, deswegen den deutschlandweiten Start verschieben“
- „Nun haben wir die ePA und vieles läuft nicht rund“
- „Nicht mit der Sanktionskeule drohen“
- „Mit der Medikationsliste haben wir einen Meilenstein erreicht“
- „Online-Apotheken haben keinen Zugriff auf die ePA“
- „ePa muss bei allen lesbar werden“
- „Der Patient braucht oft einen niedrigschwelligen Ansprechpartner und das ist oft meist der Apotheker“
- „Menschen mit Behinderungen brauchen Hilfe“
- „Die Patientenanbindung sollte bald erfolgen“
- „Ab 15.07.2025 soll ein TI-Manager in der ePA integriert werden“
- „Nur der Patient darf in der ePA löschen oder in Absprache mit dem Patienten auch der Arzt“
- „Wir brauchen eine gute digitale Vernetzung zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Krankenhäusern“
- „Filterfunktion wurde uns für 2026 von der Gematik versprochen“
- Die ePA soll ein nutzbringendes Tool sein und keine Arztbeschäftigung“
Fazit:
Die Veranstaltung in Hamburg hat eindrucksvoll gezeigt, dass die ePA sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Die große Frage bleibt: Wie gelingt es, die Akzeptanz bei allen Beteiligten zu erhöhen und bestehende Hindernisse abzubauen? Die Diskussion darüber wird uns sicher noch eine ganze Weile begleiten.
Eure Simone