Liebe Freunde, liebe Besucher,
kaum ein Tag vergeht, ohne neue Schlagzeilen zur elektronischen Patientenakte (ePA) – und leider sind es selten positive. Aus allen Teilen Deutschlands häufen sich Berichte über technische Pannen, unverständliche Prozesse und Sicherheitsbedenken. Die Idee hinter der ePA ist nicht neu, sondern stammt aus einer Zeit, in der Digitalisierung im Gesundheitswesen noch als Hoffnungsträger gefeiert wurde. Doch mehr als 20 Jahre später steht fest: Die Umsetzung lässt massiv zu wünschen übrig.
Was da tagtäglich ans Licht kommt, lässt viele nur noch ungläubig den Kopf schütteln. Ob es sich um Probleme bei der Einwilligung handelt, um fehlgeschlagene Datenübertragungen oder um fragwürdige Abläufe bei der Freischaltung – das Vertrauen der Patientinnen und Patienten wird durch diese Zwischenfälle nachhaltig erschüttert. Hinzu kommen Schwachstellen in der Infrastruktur, die schon lange bekannt sind und auf die auch ich wiederholt hingewiesen habe.
Ihr könnt auch hier nachlesen:
- https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/epa-patientenakte-hacking-100.html
Es ist besonders frustrierend, weil die Grundidee der ePA nach wie vor richtig und wichtig ist: Eine zentrale, digitale Akte, die allen berechtigten Behandlern einen schnellen, vollständigen Überblick über die Krankengeschichte ermöglicht – das kann Leben retten, Therapien verbessern und Doppeluntersuchungen vermeiden. Doch was nützt eine gute Idee, wenn sie nicht konsequent, sicher und praxisnah umgesetzt wird?
Erst vor wenigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, mit der Gematik – der Gesellschaft für Telematik im Gesundheitswesen – ins Gespräch zu kommen. Auch dort spürt man das Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität. Es fehlt nicht an Engagement, aber offenbar an Koordination, technischer Stabilität und einem klaren, verständlichen Fahrplan, wie die ePA in der Breite funktionieren soll – und zwar nicht nur theoretisch, sondern im Alltag von Arztpraxen, Kliniken und Versicherten.
Die ePA steht an einem Scheideweg: Entweder sie wird endlich zu dem Werkzeug, das das Gesundheitssystem dringend braucht – oder sie wird zum Symbol für ein weiteres gescheitertes Digitalisierungsprojekt. Noch ist es nicht zu spät. Aber es braucht jetzt Transparenz, Ehrlichkeit und vor allem den Mut, die bestehenden Schwächen offen zu benennen und konsequent zu beheben.
Es bringt uns mit Sicherheit nicht weiter vorwärts, wenn alles wie momentan nur schöngeredet wird. Ich hoffe doch hier wird sich mit dem Wechsel im Gesundheitsministerium etwas bewegt.
Eure Simone