Liebe Freunde, liebe Besucher,
gestern war für mich ein besonderer Tag: Im Städtischen Klinikum Dessau fand der erste Patiententag „anders herum“ statt – und dieses Mal waren wir Patienten die Referenten. Eingeladen waren alle, die in Dessau mit der Versorgung onkologischer Patienten zu tun haben: Chefärzte, Pflegekräfte, der Sozialdienst, Therapeuten. Aber auch Angehörige und alle Interessierten konnten kommen. Und sie kamen, die Cafeteria war richtig gut gefüllt.
Vier von uns standen vorne am Rednerpult: ein Mitpatient mit Prostatakarzinom und drei von uns mit hämatologischen Erkrankungen. In erster Linie ging es darum, aufzuklären, aus unserer Sicht, mit unseren Worten, mit unseren Erlebnissen.
Ich selbst durfte gleich zwei Vorträge halten. Zuerst habe ich von meiner ganz persönlichen Krankengeschichte erzählt – nicht immer leicht, aber wichtig, weil es zeigt, was hinter den medizinischen Begriffen eigentlich steckt. Im zweiten Vortrag habe ich über Selbsthilfe gesprochen. Denn wir müssen endlich weg von dem Klischee, dass Selbsthilfe nur eine „Kaffeeklatschrunde“ ist. Sie bedeutet viel mehr: Zuhören, sich gegenseitig stärken, Erfahrungen weitergeben und auch dort helfen, wo die Klinikstrukturen an ihre Grenzen stoßen. Über Veranstaltungen, Typisierungsaktionen, Kongresse, gemeinsame Backaktionen etc. konnte ich berichten.
Für mich war es bewegend zu sehen, dass dieses Format in Dessau nicht nur ausprobiert, sondern auch wirklich angenommen wurde. Es tat gut zu erleben, wie aufmerksam und respektvoll zugehört wurde. Ich glaube, wir haben alle gespürt, dass dieser Perspektivwechsel wichtig ist – für uns Betroffene, aber auch für diejenigen, die uns täglich medizinisch und menschlich begleiten.
Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem einen Mal bleibt, sondern dass der Patiententag „anders herum“ fester Bestandteil im Klinikum Dessau wird. Denn so kommen wir miteinander ins Gespräch – auf Augenhöhe.
Dieser Tag hat mir gezeigt, dass wir gemeinsam, Patienten, Angehörige und Fachkräfte nicht nur Krankheiten bewältigen, sondern auch Hoffnung, Mut und Menschlichkeit teilen können.
Eure Simone