28,10,0,50,2
600,600,60,1,3000,5000,25,800
90,150,1,50,12,30,50,1,70,12,1,50,1,1,1,5000
Powered By Creative Image Slider
Prof. Schmoll
View Image
Uni Halle
View Image
Uni Halle
View Image
16703062
diesen Monat
letzten Monat
45474
79539

Vortrag am UKH: Chronische Müdigkeit (Fatigue) bei Krebspatienten am 28.05.15

Liebe Freunde, liebe Besucher,

am vergangenen Donnerstag trafen sich viele wissbegierige Patienten, Angehörige bzw. Pflegepersonal zur Vorlesungsreihe im Universitätsklinikum Halle (S.). Dr. Patrick Jahn, Mitarbeiter der Stabsstelle der Pflegeforschung referierte zum Thema „Krebsmedikamente können belasten: Was hilft bei chronischer Müdigkeit und Mattigkeit in der Krebstherapie?". Für euch hab ich, wie so oft, ein paar wichtige Dinge zusammengefasst:

Silke & Dr. Jahn

Was ist eine tumorbedingte Fatigue?

Bezeichnet ein dauerhaftes Gefühl körperlicher, emotionaler und geistiger Müdigkeit. Als Krankheitssymptom tritt sie ohne vorherige Anstrengungen auf und verschwindet auch nach ausreichender Erholungszeit nicht.

Die psychosozialen Belastungen der Fatigue umfassen Einschränkungen der körperlichen Aktivitäten, der Lebensqualität. Der Emotionalität sowie des kognitiven und beruflichen Leistungsvermögen.

Extreme Erschöpfung hat vielfältige Ursachen!

Körperliche Ursachen:

- Tumorerkrankung
- Tumorbehandlung (Operation, Chemotherapie, Bestrahlung)
- Anämie / Blutarmut
- Mangelernährung
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Bewegungsmangel

Psychische oder soziale Ursachen:

- Bewältigung der Erkrankung
- Progress der Erkrankung
- Sozialer Rückzug
- Depression und Angst

Diagnose der Fatigue - mindestens 5 Punkte sollten zustimmen:

- Allgemeine Schwäche / Schweregefühl in den Gliedern
- Konzentration oder Aufmerksamkeit sind eingeschränkt
- Weniger motiviert bzw. Desinteresse an normalen Tätigkeiten
- Probleme bei der Erledigung alltäglicher Aufgaben infolge der Fatigue
- Schlafstörungen / erhöhtes Schlafbedürfnis
- Trotz Schlaf müde und unausgeruht
- Seelische Schwankungen aufgrund der Fatigue (z.B. traurig, frustriert oder reizbar)
- Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis
- Nach Anstrengungen ist man besonders erschöpft, Zustand hält oft mehrere Stunden an.

Behandlung der Fatigue nach ASCO-Leitlinie 2014:

Stark empfohlen zur Behandlung ist:

- Psychosoziale Maßnahmen (z.B. Beratung, Entspannungstechniken)
- Körperliche Aktivität (z.B. ausdauerorientierte Programme)
- Alternative Verfahren (z.B. Yoga, Akupunktur)

Eingeschränkt empfohlen sind:

- Psychostimulanzien (Methylphenidat - ACHTUNG Nebenwirkung!)

Bisher nicht zu empfehlen ist:

- Kräutertherapie (z.B. Ginseng)

Psychosoziale Maßnahmen:

Empfehlungen für einen ausgewogenen Schlaf-Wachrhythmus:

- Unabhängig der Schlafdauer , täglich zur gleichen Zeit aufstehen
- Nur ins Bett gehen, wenn man wirklich schläfrig ist
- Einschlafrituale helfen (z.B. Licht dimmen)
- Kein Schlaf tagsüber oder Begrenzung auf max. 30-45 Minuten
- Wenn sich nach 20 Minuten kein Schlaf einstellt, dann wieder aufstehen
- Entspannungsübungen nutzen

Grundregeln des Trainings:

Wann sollte ich mit der Bewegung pausieren:

- Akute Blutungen
- Blutplättchen unter 10.000 μl liegen
- Hämoglobinwert unter 8g / dl Blut liegt
- Starke Schmerzen
- Bewusstsein eingeschränkt ist
- Kreislaufbeschwerden / Schwindel haben
- Fieber über 38 °C
- Starke Infektionen
- Starke Übelkeit / Erbrechen
- 24 bis 48 Stunden nach Gabe einer Chemotherapie, die Herz und / oder Nieren angreift
- Gefährdung von Knochenbrüchen durch Knochenmetastasen oder Osteolysen (Knochenabbau)

Zusammenfassung:

Eine krebsbedingte Fatigue (Müdigkeit / Mattigkeit)

- ...ist eine Nebenwirkung
- ...hat auch körperliche Ursachen
- ...hat Auswirkungen auf die Lebensqualität und womöglich auch auf den Verlauf der Erkrankung
- ...ist nicht gleich Depression
- ...ist behandelbar
- ...Gegen Fatigue hilft sich aktiv zu bewegen

Nach diesem spannenden Vortrag gab es noch Zuhörerfragen, auch hier möchte ich Euch ein paar Beispiele benennen:

- 96% der Krebspatienten leiden an einer Fatigue. 2 von 10 Tumorpatienten mit Fatigue leiden an einer Depression. Das sind immerhin 20 %. In Deutschland erkranken im Jahr 2015 ca. 500.000 Menschen an Krebs. Das bedeutet, dass ca. 100.000 an Depression leiden. Wie werden diese Patienten aufgefangen?
- Welchen Facharzt soll ich mit Fatigue aufsuchen?
- Wie kann mir mein Facharzt / Hausarzt bei einer Fatigue helfen?
- Wo finde ich Beratungsangebote?
- Gibt es Erfahrungswerte, wie lange eine Fatigue Patienten begleitet?
- Warum wird Fatigue in Deutschland von vielen Ärzten nicht ernst genommen?

Fazit:

Fatigue geht uns ALLE an. Fast jeder Tumorpatient leidet und die Gesellschaft lässt diesbezüglich die Patienten etwas im Trocknen stehen. Beim Landesverwaltungsamt wird Fatigue bei der Schwerbeschädigung nicht angerechnet. Hier besteht in unseren Augen noch viel Handlungsbedarf.

Dr. Jahn hat in patientenfreundlicher Sprache einen Vortrag gehalten, der sehr umfangreich und aussagefähig war. Alle Zuhörer konnten viel Neues mit auf den Heimweg nehmen. Der Weg hat sich wie immer in das UKH zur Vorlesungsreihe gelohnt.

Eure Simone

© 2016 Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphompatienten Halle (Saale) / Sachsen-Anhalt

HELIX_NO_MODULE_OFFCANVAS