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Langzeitfolgen der Krebsbehandlung

Immer mehr Menschen, die an Krebs erkranken, werden geheilt. Doch die belastenden Krebstherapien hinterlassen Schäden im Körper, die Jahre später erneut Krebs auslösen können. 

Die 12-jährige Melina erkrankte vor rund einem Jahr an Leukämie. Mittlerweile hat sie den Blutkrebs vorläufig besiegt, er wurde mit einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie erfolgreich bekämpft. Die harte Behandlung hat allerdings ihrem gesamten Körper arg zugesetzt: Knochen, Schleimhäute und mehrere Organe sind geschädigt - und das womöglich auf Dauer. Derzeit kämpft sie zum Beispiel mit einer Pilzinfektion, die sich in der Leber ausgebreitet hat.
 

Immer mehr Überlebende

Immer mehr Kinder und Jugendliche überleben eine Krebserkrankung. Sie sind der glückliche Beleg für die effektiven Möglichkeiten der Onkologie. Doch erst jetzt fangen Forscher an, auch die Schattenseiten der Therapie unter die Lupe zu nehmen. Und erste Daten zeigen: Viele der mittlerweile rund 1,5 Millionen Langzeitüberlebenden hierzulande sind nicht "geheilt". Ihr Krebsrisiko ist teilweise enorm erhöht, sie haben Herzprobleme, ihre Kräfte kehren manchmal nie mehr vollständig zurück.

Probleme auch nach vielen Jahren

So wie bei Holger Bassarek. Der Endvierziger war vor fast 20 Jahren an Krebs erkrankt - akute lymphatische Leukämie, kurz: ALL. Bestrahlungen, Chemotherapie und eine Knochenmarktransplantation haben ihn damals geheilt - vorerst. Denn nun, nach so vielen Jahren, kam der Krebs zurück. Allerdings nicht als Leukämie, vielmehr wächst ein Tumor in seinem Unterschenkelknochen. Sehr wahrscheinlich ist der Knochenkrebs eine Spätfolge der harten Therapie damals. Und das ist nicht alles: Holger Bassareks Gedächtnis ist mitunter nicht so verlässlich, wie es sein sollte. Er leidet immer wieder unter Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Und seine Finger kribbeln und sind ständig taub.

Versorgungslücken

Weitere, typische Spätfolgen von Chemo- und Strahlentherapie sind ein fortschreitender Knochenabbau und ein erhöhtes Risiken für Herzerkrankungen. Erst in jüngster Zeit zeigen Studien, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Überlebende ist, solche schweren Folgeerkrankungen zu erleiden. So haben zum Beispiel Frauen, die als Kind einer Leukämietherapie durchlebten, ein Brustkrebsrisiko von rund 20 Prozent. Doch erst langsam rücken diese besonderen Patienten in den Fokus der Ärzteschaft. Die Langzeitüberlebenden finden daher kaum Anlaufstellen für ihre Probleme. Onkologen fühlen sich spätestens nach 5 Jahren nicht mehr zuständig, Hausärzte sind mit der komplexen Problematik häufig überfordert. Und so erfahren viele Patienten erst von anderen Betroffenen in Internetforen, dass ihre chronische Müdigkeit oder ihr kaputtes Gelenk auf Strahlen- oder Chemotherapien zurückzuführen sind, die 20 Jahre und mehr zurückliegen.

Vorsorgesprechstunden

Das Uniklinikum Freiburg ist eine der ersten Kliniken in Deutschland, die sich der Beratung von Langzeitüberlebenden widmet. Die Onkologen dort bauen eine "Vorsorgesprechstunde für junge Erwachsene" auf. Es geht um die Frage: Was beeinträchtigt die Lebensqualität der ehemaligen Patienten? Was bedroht ihre Gesundheit? Regelmäßige Kontrollen sollen helfen, Erkrankungen wie Herzprobleme oder Knochenabbau frühzeitig zu erkennen. Und die Klinik bietet den Patienten obendrein psychologische Hilfe an. Doch all das übersteigt bei weitem den Rahmen der gesetzlichen Vorsorge. Der Aufbau solcher Hilfsangebote ist daher auch ein Kampf ums Geld. In Freiburg finanziert man sich zum Beispiel zum guten Teil aus Spenden. Denn Krankenkassen haben die Patientengruppe der Krebsüberlebenden bisher übersehen - so wie viele Ärzte. Doch langsam entdeckt die Medizin die gebeutelten Kinder ihres Erfolgs. Die 12jährige Melina gehört vielleicht zu den ersten, die davon profitieren werden.
 
Quelle:
© 2016 Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphompatienten Halle (Saale) / Sachsen-Anhalt

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