London – Nirgends sind die Überlebenschancen von an Leukämie erkrankten Kindern so günstig wie in Deutschland. Die 5-Jahres-Überlebensraten liegen bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) mittlerweile bei mehr als 90 Prozent, und bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) sind sie in den letzten Jahren auf mehr als 70 Prozent gestiegen. In ärmeren Ländern sind die Therapieaussichten weitaus schlechter, auch wenn sich die Schere laut einer Studie in Lancet Haematology (2017; doi: 10.1016/S2352-3026(17)30052-2) langsam zu schließen beginnt.
Die Behandlung von Leukämien im Kindesalter gehört zu den Erfolgsgeschichten der modernen Medizin. Unbehandelt verlaufen ALL und AML stets tödlich. Die moderne Chemotherapie, teilweise ergänzt durch eine Bestrahlung des Schädels, hat die Situation deutlich verbessert. In Deutschland lag die 5-Jahres-Überlebensrate im Zeitraum 1995-99 bei der ALL bereits bei 86,3 Prozent, bei der AML waren es noch 61,4 Prozent.
Kinder, die zwischen 2005/2009 erkrankten, überlebten in Deutschland eine ALL zu 91,6 Prozent und eine AML zu 78,2 Prozent. Dies sind nach einer Analyse von 198 Krebsregistern aus 53 Ländern, die Audrey Bonaventure von der London School of Hygiene & Tropical Medicine und Mitarbeiter vorstellen, weltweit die besten Ergebnisse. In den USA liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei der ALL bei 87,7 Prozent und bei der AML bei 63,3 Prozent, in Großbritannien überleben 89,3 Prozent und 68,1 Prozent der Kinder.
Die Fortschritte, die zuletzt bei der AML erzielt wurden, führt Bonaventure auf Verbesserungen bei der diagnostischen Charakterisierung, der Risikostratifizierung sowie bei der Auswahl der Patienten zurück, für die eine riskante Therapie wie die Schädelbestrahlung oder eine hämopoetische Stammzelltransplantation vorbehalten werden.
Die hoch spezialisierte Therapie der Leukämie setzt ein gut funktionierendes Gesundheitswesen und eine Leitlinien-gemäße Diagnose und Behandlung voraus, die es in vielen Ländern nicht gibt. China hat einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Bei der ALL ist die 5-Jahres-Überlebensrate von 11 auf 69 Prozent gestiegen (dies gilt allerdings nur für die Regionen, in denen die Patienten in Registern erfasst werden). Bei der AML gab es eine Verbesserung von 4 auf 41 Prozent.
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