Liebe Freunde, liebe Besucher,
mal wieder war es soweit, mittlerweile stand bereits schon der 4. NEPP (Nationaler Erfahrungsaustausch Patient und Politik) auf dem Programm. Diesmal trafen wir uns in Potsdam um fabelhafte Vorträge zu hören, zu gesundheitspolitischen Themen zu diskutieren bzw. zum Austausch unserer Gruppen- bzw. Vereinsarbeit.
Das absolute Highlight der Veranstaltung für mich war aber ein Vortrag von Doris Schmitt. Sie ist Vorstandsmitglied von PATH und referierte aus der Sicht der Betroffenen zum Thema „Der Patient in klinischen Studien“. Hierbei ist eine gründliche Aufklärung durch den Facharzt unumgänglich. Mehrere Beispiele hat sie uns aufgezeigt, was nach dem Informationsaustausch wirklich beim Patienten angekommen ist. Nur mal ein Beispiel, was die Ärzte zum Nachdenken bringen sollte: „Frau Dr. ich habe alles verstanden, aber was wollen sie mit meinem Arm machen?“. Anhand dieser Aussage kann man deutlich erkennen, dass der Patient nicht wirklich was verstanden hat. In kontrollierten klinischen Studien wird eine Gegenüberstellung von Behandlungsverfahren am Patienten getestet, wobei zwei oder mehr Patientengruppen (Arme) miteinander verglichen werden.
Was mich besonders beeindruckt hat war ein Vortrag von Dr. Rüffer. Er ist Geschäftsführer der TAKEPART media and science GmbH in Köln und referierte zum Thema „Partizipation – Auf dem Weg zur akuten Therapieentscheidung“. Grundvoraussetzung hierfür ist eine optimale Gesprächsstrategie seitens des Arztes. Das kann und sollte aus der Sicht des Betroffenen für den Arzt eine Selbstverständlichkeit sein, dies zu erlernen, zu beherrschen und anzuwenden. Hierzu sollte der Facharzt eine hilfreiche Gesprächssituation erstellen, Informationen dem Patienten bzw. Angehörigen geben und eine gemeinsame Therapiestrategie aushandeln. Hierzu erläuterte uns Dr. Rüffer anhand des SDM (shared decision Making – Gemeinsame Entscheidungsfindung) die einzelnen Prozessschritte:
Der Arzt:
- …lädt den Patienten ein, sich an der Entscheidungsfindung zu beteiligen
- …listet die Behandlungsoptionen auf
- …stellt Informationen über deren Nutzen und Risiken bereit
- …unterstützt den Patienten in deren Bewertungen
- …unterstützt die daraus resultierende Entscheidungsfindung
- …assistiert bei der Implementierung der Entscheidung
Rationale Vorteile hat dieses SDM für den Patienten schon. Er erlangt dadurch besseres Wissen, die Selbsthilfekompetenz wird gesteigert und obendrein hat er mehr Einblick und Durchblick in eine bessere Eigenvorsorge. Auch die emotionalen Vorteile wurden integriert und unter die Lupe genommen. Man ist sich sicher, dass dadurch ein reduzierter Entscheidungskonflikt zwischen Arzt und Patient vorhanden ist und im Endeffekt erlangt der Patient eine erhöhte Lebensqualität.
Alle anderen Themen waren ebenso erstklassig und wir konnten unser Wissen auffrischen bzw. erweitern. Alle Referenten konnten uns anschaulich an vielen Beispielen ihre Perspektive belegen.
Fazit:
Eine gut durchorganisierte Veranstaltung, die leider viel zu schnell vorbei ging. Es wurde ja auch in den Pausen bzw. beim gemeinsamen Abendessen weiter diskutiert und Gedanken ausgetauscht. So z.B. gab es die unterschiedlichsten Meinungen zum Thema „Gehört ein Patient in den Tumorboard und gibt es das schon?“. Ja es waren Patientenvertreter vor Ort, die beim Tumorboard, wo es um ihre eigeneTherapieentscheidung ging, mit am runden Tisch vertreten. Da ist gewiss die Ausnahme. Der überwiegende Teil der Patienten möchte schon in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Den passenden Weg hierzu, sollte der Facharzt ebenen.
Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.
(Konrad Lorenz)
Einige Bilder zur Veranstaltung seht IHR hier
Eure Simone