Wenn eine ALL bei Kindern und Jugendlichen auf die neuartige CAR-T-Zelltherapie anspricht, kommt die Krankheit offenbar anhaltend zum Stillstand.
Im vergangenen Jahr wurde in den USA die erste Gentherapie für die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum 25. Lebensjahr zugelassen, die an akuter lymphatischer Leukämie (ALL) aus B-Vorläuferzellen erkrankt sind und auf andere Therapien nicht ausreichend ansprechen oder schon zwei oder mehr Rückfälle erlebt haben. Die CAR-(Anti-CD19-chimeric Antigen-Rezeptor)-T-Zelltherapie mit Tisagenlecleucel kann die Krankheit offenbar anhaltend zum Stillstand bringen, wie aus den Ergebnissen der Phase II-Studie hervorgeht, die in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden.
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden bestimmte T-Zellen des Immunsystems aus dem Blut der Patienten gewonnen und mit einem Gen für eine Bindungsstelle (Antigenrezeptor, CAR) bestückt. Werden die so behandelten T-Zellen den Patienten anschließend zurückgegeben, können sie dank des Antigenrezeptors CAR das Eiweiß CD19 auf der Oberfläche der erkrankten B-Vorläuferzellen leichter erkennen. Auf diese Weise wird die körpereigene Immunantwort gegen den Krebs angekurbelt.
An der aktuellen Studie hatten 75 Patienten mit ALL teilgenommen, die erfolglos mit anderen Therapien behandelt worden waren und bei denen kaum noch Hoffnung auf eine Besserung ihres Zustands bestand. Sie erhielten eine einzige Infusion mit Tisagenlecleucel. Nach drei Monaten hatte die Krankheit bei 81 Prozent der Patienten angesprochen, wobei auch keine minimale Restkrankheit mehr nachweisbar war – ein erster Hinweis darauf, dass die Krankheit für längere Zeit zum Stillstand gekommen sein könnte. Nach einem Jahr waren 76 Prozent der Patienten noch am Leben, die Hälfte war noch immer krankheitsfrei. Tisagenlecleucel war bis zu 20 Monate nach der Infusion noch im Blut der Patienten nachweisbar.
73 Prozent der Patienten erlebten Nebenwirkungen Grad 3 oder 4. Bei 77 Prozent trat das sogenannte Zytokin-Freisetzungssyndrom auf, eine lebensbedrohliche Erkrankung mit hohem Fieber und grippeähnlichen Symptomen. 48 Prozent der davon Betroffenen wurden mit dem Antikörper Tocilizumab behandelt, um die Folgen abzumildern.
Mithilfe der CAR-T-Zelltherapie lasse sich bei jungen ALL-Patienten, die auf andere Therapien nicht ausreichend ansprechen bzw. bereits Rückfälle erlebt haben, ein lang anhaltendes Ansprechen erreichen. Die dabei auftretenden Nebenwirkungen können erheblich, sogar lebensbedrohlich sein, sind jedoch im Allgemeinen vorübergehend.
Quelle:
https://www.krebsgesellschaft.de/