Pressemitteilung der DGHO vom 02.03.2020
Die Zahl der weltweit an dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankten Menschen steigt rasch. Mit Stand vom 1.März 2020 waren in Deutschland über 100 Erkrankungsfälle bestätigt, weltweit über 86.000[1, 2].Viele Krebspatienten sind beunruhigt. Deshalb geben die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie undmedizinische Onkologie (DGHO)und die Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie und Onkologie (AGIHO)der DGHOEmpfehlungen, basierend auf dem derzeitigen Stand des medizinischen Wissens.Wir mahnenKrebspatienten zur besonderen Achtsamkeitund zur Beachtung der Empfehlungen der Gesundheitsbehörden. Wir weisen aber auch daraufhin, dass die Angst vor einer Gefahr (wie einer Infektion mit dem Coronavirus) nicht die Bekämpfung einer existierenden Erkrankung (wie Krebs) beeinträchtigen darf.
Was ist COVID-19?
COVID-19 ist der Name einer neuen Infektionskrankheit. Er steht für Coronavirus Disease 2019. COVID-19 wurde im Dezember 2019 erstmals in China entdeckt. Der Erreger ist ein neues CoronavirusSARS-CoV-2, das strukturell mit dem Erreger von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) verwandt ist. Das Krankheitsbild entspricht dem einer Virusgrippe. Häufigste Krankheitszeichen sindHusten, Fieber, Auswurf und allgemeines Krankheitsgefühl. Bei vielen Infizierten verläuft die Infektion mit wenigen oder ohne Krankheitszeichen, sie kann aberauchzu einer Lungenentzündung führen. Zur Sicherung von COVID-19 ist der Virusnachweis aus einem Abstrich oder aus Sputum erforderlich. Der Krankheitsverlauf ist schwerwiegender bei älteren Patienten und bei Patienten mit vorbestehenden Krankheiten. Die Sterblichkeit lag bei den zuerst beschriebenen Patienten in Wuhan (China)bei 2%, insgesamt wird sie derzeit weltweit auf <1% geschätzt. Damit ähnelt COVID-19 einer schweren Influenza-Grippe.
Wer ist besonders gefährdet?
Es gibt bisher keine Berichte über eine erhöhte Erkrankungsrate bei Krebspatienten. Wir orientieren uns daher an den Erfahrungen mit anderen Virus-Infektionen der oberen Luftwege [3]. Besondere Risikogruppen sind Patienten mit einem geschwächten Immunsystem. Dazu gehören:
- maligne hämatologische Grunderkrankung (Leukämie, Lymphom)
- Leukozytopenie (niedrige Zahl weißer Blutkörperchen)
- niedrige Immunglobulinwerte
- langdauernde Immunsuppression (Steroide, Antikörper)allogene Stammzelltransplantation und andere zelluläre Therapien
Ein besonderes Risiko bei Virusinfektionen der oberen Luftwege sind Ko-Infektionen. Vor allem Ko-Infektionendurch Bakterien und Pilzehaben entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung. Patienten sollen mit ihren behandelnden Ärzten über das individuelle Risiko sprechen.
Worauf müssen Krebspatienten achten?
Die empfohlenen Schutzmaßnahmen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) gelten auch für Krebspatienten[4]. Das sind
- Schützen: Hände desinfizieren, Distanz zu Personen mit Infekten halten, freiwillige Isolation (Fernhalten von großen Menschenansammlungen)
- Erkennen: erste Krankheitszeichen wie Husten, Halskratzen, Schnupfen und Fieber beachten
- Handeln: telefonischer Arztkontakt bei Krankheitszeichen nach Rückkehr aus einem Risikogebiet
Die mittlere Inkubationszeit liegt bei 6-7 Tagen. Nach einer Quarantäne von 14 Tagen gilt eine Infektion als ausgeschlossen.
Sollen Krebstherapien verschoben werden?
Bei jeder Krebstherapie muss der Nutzen der Behandlung gegen den möglichen Schaden, d.h. Nebenwirkungen, abgewogen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das individuelle Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus in Deutschland niedrig. Damit steht der Nutzen einer sinnvollen und geplanten Krebstherapie über dem theoretischen Risiko einer möglichen Infektionmit diesem Coronavirus. Bei einem erhöhten Infektionsrisiko, z.B. Kontakt mit einem COVID-19-Patienten, muss individuell über die Verschiebung einer Krebstherapie entschieden werden.
Sind Blutübertragungengefährlich?
Bisher liegen keine Berichte über die Übertragung von COVID-19 durch Blutübertragungen vor. Personen mit Infektionen und Personen, die in den letzten 4 Wochen Kontakt zu jemandemmit einer ansteckenden Krankheit hatten, werden in Deutschland nicht zur Blutspende zugelassen. Der Arbeitskreis Blut des Robert-Koch-Institut sieht kein Risiko einer COVID-19-Infektikon durch Blutspenden.
Weitere Informationen
1. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html
2. https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019
4. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html
Quelle: