28,10,0,50,2
600,600,60,1,3000,5000,25,800
90,150,1,50,12,30,50,1,70,12,1,50,1,1,1,5000
Powered By Creative Image Slider
Prof. Schmoll
View Image
Uni Halle
View Image
Uni Halle
View Image
17501039
diesen Monat
letzten Monat
8321
127638

CAR-T-Zell-Symposium in Halle am 13.09.23

CAR-T-Zell-Therapie in Halle – Stand und zukünftige Entwicklungen

Liebe Freunde, liebe Besucher,

das Symposium zur CAR-T-Zell-Therapien in Halle war ein bedeutendes Ereignis, das die Fortschritte und Entwicklungen auf diesem vielversprechenden Gebiet der Krebstherapie hervorhob. Besonders bemerkenswert war die harmonische Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsklinikum Halle (UKH) und unserer Selbsthilfegruppe (SHG). Diese Partnerschaft ermöglichte den Austausch von wertvollem Fachwissen und Erfahrungen zwischen medizinischen Fachkräften und Patienten, was eine umfassende und patientenzentrierte Perspektive auf die CAR-T-Zell-Therapien förderte. Die enge Verbindung zwischen UKH und der Selbsthilfe unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen medizinischem Fachpersonal und Patientengemeinschaften, um gemeinsam den Patienten Hoffnung auf eine bessere Behandlung zu geben.


Fragen und Antworten zur CAR-T-Zell-Therapie:

1. Was ist eine CAR-T-Zell-Therapie?

Bei der CAR-T-Zell-Therapie handelt es sich um eine Form der Immuntherapie, d.h. das köpereigene Abwehr- oder Immunsystem soll sich wieder gegen die Tumorzellen richten [1]. „CAR“ steht für die Abkürzung chimärer Antigenrezeptor [1]. Dieser Antigenrezeptor wird aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammengesetzt, die eigentlich nicht zusammengehören – das bezeichnet man als Chimäre. Der CAR wird in T-Zellen integriert und gelangt auf deren Oberfläche [1-3]. Er hat eine bestimmte Zielstruktur auf den Tumorzellen im Visier, an die er andockt: Dadurch wird die T-Zelle stimuliert, um die Tumorzellen zum Absterben zu bringen.

Wie CAR-T-Zellen entstehen

1. Zunächst wird den Betroffenen Blut entnommen. Aus diesem werden weiße Blutzellen (Leukozyten) gefiltert [2, 3]. Die anderen Blutbestandteile erhalten die Patient*innen zurück. Diesen Vorgang nennt man Leukapherese.

2. Herstellung der CAR-T-Zellen: Die gesammelten Leukozyten der jeweiligen Patient*innen werden in einem speziellen Labor weiter bearbeitet [2, 3].

  • Zunächst müssen die T-Zellen von den anderen Leukozyten getrennt werden. T-Zellen sind eine Form der Leukozyten, sie gehören somit zum Abwehr- oder Immunsystem und spielen dort eine wichtige Rolle.
  • Dann erfolgt die weitere Bearbeitung der T-Zellen, indem die künstlich hergestellte Erbinformation für den CAR in die Erbinformation der T-Zelle integriert wird.
  • Die gentechnisch veränderten T-Zellen stellen den CAR her und er erscheint auf der Zelloberfläche: Die CAR-T-Zellen sind entstanden.

Infusion der CAR-T-Zellen

3. Bevor den Betroffenen die CAR-T-Zellen über eine Infusion gegeben werden, erfolgt eine Chemotherapie [2]. Sie trägt dazu bei, dass Tumorzellen und auch das körpereigene Immunsystem in ihrer Aktivität gehemmt werden. Dadurch wird die spätere Arbeit der CAR-T-Zellen erleichtert. Diesen Vorgang nennt man Lymphodepletion.

4. Anschließend erhalten die Patient*innen die CAR-T-Zellen über eine Infusion [2]. Im Körper entfalten die CAR-T-Zellen ihre Wirkung, indem sie an die Zielstruktur auf den Tumorzellen andocken und somit das Immunsystem aktivieren.

Wichtig zu wissen: Jeder/jede Patient*in erhält seine/ihre individuellen CAR-T-Zellen, d.h. jedem/jeder werden die ihm/ihr entnommenen eigenen, aber gentechnisch veränderten T-Zellen infundiert.

5. Für wen ist eine CAR-T-Zell-Therapie geeignet?

Derzeit sind in Deutschland und anderen europäischen Ländern zwei Formen der CAR-T-Zell-Therapie zugelassen [4, 5]:

  • Axicabtagene Ciloleucel
  • Tisagenlecleucel

Diese zielen auf den Oberflächenmarker CD19 auf Tumorzellen. Entsprechend können diese Therapien nur bei Tumorerkrankungen eingesetzt werden, bei denen dieser Marker nachweisbar ist, d.h. bei B-Zell-Erkrankungen. B-Zellen gehören ebenso wie die T-Zellen zu den weißen Blutzellen und sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Wenn B-Zellen sich bösartig verändern, können sogenannte B-Zell-Erkrankungen entstehen.

Aktuell befinden sich weitere CAR-T-Zell-Therapien in Entwicklung, die sich gegen andere Oberflächenmarker auf Krebszellen, wie BCMA, richten [6, 7].

Bei diesen Erkrankungen können CAR-T-Zellen derzeit eingesetzt werden

Für folgende Krebserkrankungen kommen die aktuell zugelassenen CAR-T-Zell-Therapien infrage [4, 5]:

  • Wiederkehrendes (rezidiviertes) oder nicht (mehr) auf bestimmte Therapien ansprechendes (refraktäres) diffus großzelliges B‑Zell‑Lymphom (DLBCL)
    • Erwachsene mit mindestens zwei systemischen Vortherapien
    • Axicabtagene Ciloleucel und Tisagenlecleucel
  • Rezidiviertes oder refraktäres mediastinales großzelliges B-Zell-Lymphom (PMBCL)
    • Erwachsene mit mindestens zwei systemischen Vortherapien
    • Axicabtagene Ciloleucel
  • Rezidivierte oder refraktäre akute lymphatische B‑Zell‑Leukämie (B‑Zell‑ALL)
    • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis einschließlich 25 Jahre
    • Tisagenlecleucel

Weitere CAR-T-Zell-Therapien befinden sich in der Überprüfung, etwa zum Einsatz beim rezidivierten oder refraktären multiplen Myelom [6, 7]. Sie sind aber aktuell noch nicht zugelassen und können nur in Studien eingesetzt werden.

Das kann die CAR-T-Zell-Therapie bewirken

In Studien mit den zugelassenen CAR-T-Zell-Therapien konnte gezeigt werden, dass diese Behandlungen sehr wirksam sind [8–10]. In die Studien waren Patient*innen eingeschlossen, die bereits eine Reihe – mindestens zwei – Vorbehandlungen erhalten hatten. Die Tumoren bildeten sich bzw. die Zahl der Tumorzellen ging in vielen Fällen deutlich zurück – die Patient*innen erreichten ein Ansprechen und konnten hinsichtlich des Überlebens profitieren.

Diese Nebenwirkungen können auftreten

Prinzipiell können unter jeder Therapie Nebenwirkungen auftreten, so auch unter einer CAR-T-Zell-Therapie [7]. Auch schwerwiegende Verläufe sind möglich, diese können in den spezialisierten Behandlungszentren, in denen auch die CAR-T-Zell-Therapie erfolgt, betreut und versorgt werden. Zu den Nebenwirkungen gehören z.B.:

  • Zytokin-Freisetzungssyndrom
    • Symptome: Fieber, Schüttelfrost, niedriger Sauerstoffgehalt im Blut, schneller Herzschlag oder geringer Blutdruck
    • Entsteht meistens innerhalb von wenigen Tagen nach der Infusion der CAR-T-Zellen, aber auch innerhalb von 14 Tagen möglich
    • Oft milder Verlauf, aber auch schwere und lebensbedrohliche Verläufe möglich
    • Effektive Behandlungen verfügbar
  • Störungen des Nervensystems (neurologische Nebenwirkungen)
    • Symptome: Kopfschmerzen, Zittern, Schwindel, Verwirrtheit, Schlafstörungen oder Sprachprobleme
    • Entstehen meistens innerhalb von wenigen Tagen nach der Infusion der CAR-T-Zellen, aber auch innerhalb von acht Wochen möglich
    • Oft eher leicht ausgeprägt, können aber auch schwer und lebensbedrohlich sein, wie eine Schwellung des Gehirns (Hirnödem)
    • Effektive Behandlungen verfügbar
  • Zytopenien
    • Erniedrigte Werte der Zellen im Blut inklusive der weißen Blutzellen, der roten Blutzellen und/oder der Blutplättchen
    • Kommen regelhaft als Nebenwirkung der Chemotherapie in den ersten ca. 2 Wochen nach Durchführung der Therapie vor
    • Können aber im Verlauf erneut auftreten – vermutlich als Nebenwirkung der CAR-T-Zell-Therapie – , ggf. über einen längeren Zeitraum anhaltend
  • Infektionen (Entzündungen)
    • Erhöhtes Risiko für Infektionen einschließlich auch schwerer Infektionen, vor allem in den Phasen mit erniedrigter Zahl der weißen Blutzellen
  • Antikörpermangel
    • Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil des Abwehrsystems
    • Ein Mangel kann das Risiko für Infektionen erhöhen
    • Durch Gabe von Antikörpern (Immunglobulinen) behandelbar

6. Wie lange dauert eine CAR-T-Zell-Therapie?

Eine CAR-T-Zell-Therapie wird in einem dafür qualifizierten Zentrum durchgeführt. So lässt sich sicherstellen, dass die Therapie korrekt erfolgt und mögliche Nebenwirkungen effektiv behandelt werden können [7]. Eine CAR-T-Zell-Therapie kann über mehrere Wochen dauern: von der Leukapherese (= Gewinnen der weißen Blutzellen aus dem Blut) bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus nach der Infusion der CAR-T-Zellen [7, 11]:

  • Die Leukapherese dauert ca. 3–4 Stunden. Meistens reicht eine ambulante Sitzung aus.
  • Die Herstellung der CAR-T-Zellen dauert einige Wochen, bis zu 4–5 Wochen sind möglich.
    • Bis zur CAR-T-Zell-Gabe können bis zu acht Wochen vergehen. In dieser Zeit können die Patient*innen eine sogenannte Überbrückungstherapie, z. B. eine Chemotherapie, erhalten, um die Tumorerkrankung zu kontrollieren.
  • Die Lymphodepletion (= Chemotherapie zur Hemmung der Aktivität der Tumor- und Abwehrzellen) wird vor der Infusion der CAR-T-Zellen durchgeführt und dauert ca. 3 Tage.
  • Nach einer zweitägigen Pause erfolgt die Infusion der CAR-T-Zellen, die nur kurz (ca. 10-30 Minuten) dauert. In der Regel ist nur eine Infusion erforderlich. Die Betroffenen werden vor, während und nach der Infusion umfassend überwacht. Anschließend verbleiben die Patient*innen 10–14 Tage im Krankenhaus. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Treten in diesem Zeitraum Nebenwirkungen auf, können diese sofort behandelt werden.
  • Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollten die Betroffenen für einige Wochen in der Nähe des behandelnden Zentrums verbleiben und auch selbst auf mögliche Anzeichen von Nebenwirkungen achten.

Der Hersteller und Behandlungszentren sind darüber hinaus verpflichtet, den Patient*innen eine langfristige Kontrolle und Unterstützung von bis zu 15 Jahren anzubieten.

Ein Krankenhausaufenthalt ist notwendig

  • Die Leukapherese erfolgt im behandelnden Zentrum, ein Krankenhausaufenthalt (mit Übernachtung) ist oft nicht notwendig [12].
  • Falls eine Überbrückungstherapie durchgeführt wird, kann diese entweder ambulant oder stationär erfolgen.
  • Die weiteren Schritte nach Herstellung der CAR-T-Zellen erfolgen im Krankenhaus [12]:
    • Zunächst erfolgt die Lymphodepletion.
    • Anschließend erhalten die Betroffenen die CAR-T-Zell-Infusion.
    • Danach ist eine genaue Überwachung der Patient*innen notwendig.
  • Nach Entlassung aus dem Krankenhaus werden die Patient*innen im Zentrum ambulant weiter betreut. Sie suchen die Tagesklinik regelmäßig zu Kontrollterminen auf.

Quelle:

https://www.krebsgesellschaft.de/

Eure Simone

 

© 2016 Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphompatienten Halle (Saale) / Sachsen-Anhalt

HELIX_NO_MODULE_OFFCANVAS