San Diego – Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist heute sehr gut behandelbar. Etwa die Hälfte der Patienten erreicht nicht nur tiefe molekularen Remissionen, sondern kann diese auch nach Absetzen der Therapie aufrechterhalten. Die Chance für solche tiefen Remissionen ist bei Kombination von Tyrosinkinaseinhibitoren mit Interferon α etwas höher, allerdings bei etwas schlechterer Verträglichkeit, wie bei der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) in San Diego aus der deutsch-tschechisch-schweizerischen TIGER-Studie berichtet wurde (Abstract 446).
Die CML war die erste maligne Erkrankung, bei der vor über 2 Jahrzehnten die Therapie mit zielgerichteten Medikamenten begann. Aus einer in den meisten Fällen infausten Prognose ist bei dieser Erkrankung mittlerweile eine praktisch normale Lebenserwartung geworden.
Dabei gehen in den letzten Jahren die Bemühungen dahin, möglichst tiefe molekulare Remissionen zu erreichen, die nach einem Absetzen der Medikamente eine langfristige Therapiefreiheit ermöglichen. Eine zentrale Studie auf dem Weg dorthin ist die TIGER-Studie der Deutschen CML-Studiengruppe, an der auch Zentren aus Tschechien und der Schweiz beteiligt sind und deren neueste Ergebnisse Andreas Hochhaus von der Universität Jena in San Diego präsentieren konnte.
Zentrales Anliegen der TIGER-Studie war die Untersuchung der Frage, ob die Zugabe von pegyliertem Interferon α (IFN-α) zu dem Zweitgenerations-BCR-ABL-Tyrosinkinaseinhibitor Nilotinib das Erreichen einer tiefen molekularen Remission erleichtern und die Chancen für langfristige Therapiefreiheit erhöhen kann. Dazu wurden 692 Patientinnen und Patienten mit neu diagnostizierter CML in der chronischen Phase randomisiert, entweder Nilotinib alleine oder in Kombination mit IFN-α zu erhalten.
Bei Erreichen einer guten molekularen Remission (MMR: BCR-ABL-Werte ≤ 0,1 % auf der Internationalen Skala [IS]) nach mindestens 2 Jahren Therapie konnte die Erhaltungsphase mit alleinigem Interferon begonnen werden. Ein Absetzen der Medikamente war erlaubt, wenn nach wengistens 3-jähriger Therapie für mindestens 12 Monate eine MR4 (BCR-ABL ≤ 0,01 %) bestanden hatte.
Die Wahrscheinlichkeit, nach 24 Monaten eine MMR erreicht zu haben, betrug mit Nilotinib alleine 89 %, mit der Kombination 93 %. Eine MR4,5 (BCR-ABL ≤ 0,0032 %) wurde in 49 % beziehungsweise 64 % der Fälle registriert.
356 Patienten (53 %) qualifizierten sich für die Absetzphase. Ihre Chance, nach 2 Jahren mindestens eine MMR gehalten zu haben, lag bei 53 % im Monotherapie- und bei 62 % im Kombinationsarm – ein Unterschied, der nicht signifikant ausfiel (p = 0,13). 273 Patienten setzten tatsächlich die Behandlung ab, und bei ihnen lagen die Raten für eine therapiefreie Remission nach 24 Monaten bei 53 % im Monotherapie- beziehungsweise bei 59 % im Kombinationsarm.
Nach 8 Jahren, so Hochhaus, liegen die progressionsfreien Überlebensraten in den beiden Armen bei 94 % beziehungsweise 92 %, die Gesamtüberlebensraten bei 95 % beziehungsweise 94 %. Insgesamt waren in diesem Zeitraum 18 beziehungsweise 17 Patienten verstorben, davon 9 im Zusammenhang mit ihrer CML-Erkrankung.
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