München – Der häufigste Grund für die Sterblichkeit nach einer CAR-T-Zelltherapie sind schwere Infektionen – und nicht, wie gedacht, CAR-T-spezifische Nebenwirkungen wie der Zytokinsturm oder schwere neurologische Symptome.
Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team von Forschenden unter Federführung des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer Metaanalyse mit 46 Studien, in denen über CAR-T-Therapien von mehr als 7.600 Personen mit verschiedenen Leukämien und Lymphomen berichtet wurde (Nature Medicine, 2024; DOI: 10.1038/s41591-024-03084-6).
Von den 574 gemeldeten Todesfällen nach CAR-T-Zelltherapie waren 7,3 % auf schwere Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen zurückzuführen, 11,5 % auf die typischen CAR-T-Nebenwirkungen wie Zytokinsturm oder schwere neurologische Symptome – aber 50,9 % (n=292) auf Infektionen.
Der verursachende Erreger war für die meisten tödlichen Infektionen nicht angegeben (189 von 292, 64,7 %). Für die übrigen 103 Todesfälle wurden vor allem COVID-19 (53,4 %) und Pilzinfektionen (19,4 %) als Todesursache angegeben. Bakterielle Infektionen verursachten 22 von 103 (21,4 %) infektionsbedingten Todesfällen.
Lediglich 7,8 % der Todesfälle, die nicht mit dem Rückfall des behandelten Krebses assoziiert waren (Non-Relapse-Mortalität), waren auf sekundäre Tumore zurückzuführen. Dass die CAR-T-Therapie diese Tumoren direkt auslöst, hält Studienleiter Kai Rejeski von der Medizinischen Klinik III des LMU Klinikums für „unwahrscheinlich“.
Denn erstens hätten alle CAR-T-behandelten Patienten schon zuvor mehrere Chemotherapien und andere Therapien erhalten, die krebsverursachend sein könnten. Zweitens seien Leukämie- und Lymphompatienten meist älter, was die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass sie bereits unabhängig von den verabreichten Therapien einen anderen Krebs entwickelten.
Und drittens seien die verlängerten Überlebenszeiten dank der CAR-T-Therapie Segen und Fluch zugleich. Wer länger lebt, sagt Rejeski, habe auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Sekundärtumor. „Letzten Endes werden damit unsere bisherigen Annahmen ein Stück weit auf den Kopf gestellt“, sagte Rejeski: Das Augenmerk müsse in Zukunft vor allem darauf liegen, Infektionen so gut wie möglich vorzubeugen, sie frühzeitig zu erkennen und Infektionen auch in Studien präziser zu beschreiben.
Nicht-Rückfall-bedingte Sterblichkeit abhängig von Tumorart und CAR-T-Produkt
Interessanterweise ist die nicht rückfallbedingte Sterblichkeit nach CAR-T-Therapie abhängig von der Art des behandelten Tumors. Sie ist mit 10,6 % am höchsten beim Mantelzelllymphom und am niedrigsten mit 5,7 % bei indolenten Lymphomen.
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