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Chemotherapie steigert bei den meisten Tumoren das Blutkrebsrisiko

Bethesda – Die Chemotherapie, die heute vielen Krebspatienten das Leben rettet, kann Leukämien auslösen. Eine Analyse von US-Krebsregistern in JAMA Oncology (2018; doi: 10.1001/jamaoncol.2018.5625) zeigt, dass das Risiko auf ein myelodysplastisches Syndrom oder eine akute myeloische Leukämie bei fast allen soliden Tumoren erhöht ist. Der Einsatz leukämogener Substanzen ist in den letzten Jahren gestiegen.

Die akute myeloische Leukämie (AML) und seine mögliche Vorstufe, das myelodysplas­tische Syndrom (MDS), werden durch Zellklone verursacht, die sich unter der Einwirkung von Strahlen oder krebserregenden Substanzen (oder auch per Zufall) im Knochenmark bilden. Es ist seit Langem bekannt, dass Zytostatika zu den möglichen Auslösern gehören, ebenso eine Strahlentherapie.

Für eine aktuelle Einschätzung hat die Epidemiologin Lindsay Morton vom US-National Cancer Institute in Bethesda/Maryland die Daten des US-Krebsregisters SEER für den Zeitraum von 2000 bis 2013 ausgewertet. Von den 700.612 Erwachsenen, die ihre Krebserkrankung länger als ein Jahr überlebten, erkrankten bis 2014 insgesamt 1.619 an einem therapiebedingten MDS/AML.

Die Zahl der Erkrankungen war damit insgesamt gering, da aber MDS/AML insgesamt eine seltene Erkrankung ist, war die standardisierte Inzidenzrate (SIR), die die Zahl der Diagnosen mit der Häufigkeit in der Allgemeinbevölkerung in Beziehung setzt, erhöht. Betroffen waren nicht nur einzelne Krebserkrankungen, sondern 22 der 23 unter­suchten soliden Tumortypen.

Am höchsten war das Risiko nach einer Chemotherapie von Knochenkrebs (SIR 39,0; 95-%-Konfidenzintervall 21,4 bis 65,5), Weichteilkrebs (SIR 10,4; 6,4-15,9) und Hodenkrebs (SIR, 12,3; 7,6-18,8). Das sind Tumore, die typischerweise bei jüngeren Patienten auftreten. Nach einer Chemotherapie von Tumoren in Peritoneum, Lungen (kleinzelliges Karzinom), Eierstock, Eileitern oder zentralem Nervensystem war die SIR 5- bis 9-fach erhöht. Bei den übrigen Krebserkrankungen ermittelte Morton einen Anstieg der SIR um das 1,5- bis 4-fache.

Die einzige Krebsart, bei dem es nach einer Chemotherapie nicht häufiger zu MDS/AML kam, waren kolorektale Karzinome. Der Grund könnte im Einsatz von weniger leukämogenen Substanzen bei diesem Tumor oder aber im höheren Lebensalter der Patienten liegen, die häufig aus anderen Gründen sterben, bevor es zu MDS/AML kommen kann.

3 Viertel der MDS/AML-Fälle traten in den ersten 5 Jahren nach der Chemotherapie auf. Vor allem nach den Behandlungen von Krebserkrankungen in Speiseröhre, Magen, Weichteilgewebe, weibliche Brust, Gebärmutter und Hoden nahm das Risiko danach wieder ab. Bei 15 der 23 Krebsarten blieb es jedoch über die ersten 5 Jahre hinaus signifikant erhöht.

Morton konnte nicht ermitteln, welche Chemotherapie die einzelnen Patienten erhielten, die an MDS/AML erkrankten. Eine Analyse der Medicare-Daten ergab allerdings, dass der Anteil der leukämogenen Substanzen (Alkylanzien, Platin-Präparate oder Topoisomerase-II-Inhibitoren) von 57 % in 2000-2001 auf 81 % in 2012-2013 angestiegen ist. Der Anstieg war vor allem auf den vermehrten Einsatz von Platin-Präparaten zurückzuführen, deren Anteil von 35 % in 2000-2001 auf 59 % in 2012-2013 zunahm. Der Anteil der Alkylanzien blieb stabil. Bei den Topoisomerase-II-Inhibitoren kam es zu einem Rückgang von 20 % in 2000-2001 auf 12 % in 2012-2013.

Die Überlebenschancen nach der Diagnose einer therapiebedingten MDS oder AML sind gering: Insgesamt 1.270 von 1.619 Patienten starben am Blutkrebs. Die mediane Überlebenszeit betrug nur 7 Monate.

Quelle:

https://www.aerzteblatt.de/

 

© 2016 Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphompatienten Halle (Saale) / Sachsen-Anhalt

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